Web 2.0 in der Berufsschule – Bewertung vom Dozenten

Und so wurde ich von meinem Dozenten Herrn Haasler eingeschätzt. Wie ich es bereits in meinem Beitrag: Web 2.0 in der Berufsschule (II) vermutet habe, bin ich auf den „Halo-Effekt“ reingefallen.

Mitteilung des Ergebnisses einer Ausbildungsbegleitenden Leistungskontrolle (ALK) als abgeschichteter Teil der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt an öffentlichen Schulen
Prüfungskandidat: Thorsten Schönbohm

Matrikel-Nr. xxx x xxx

Am Freitag, den 28.03.2008 wurde die ALK in Form einer mündlichen Prüfung durchgeführt. Im 40 minütigen Prüfungsgespräch würden Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Web 2.0 in der Beruflichen Bildung – speziell im Berufsfeld Metalltechnik thematisiert. Der Kandidat, Thorsten Schönbohm, legte als Tischvorlage 3 knapp formulierte Thesen zur Thematik vor, die in die mündliche Prüfung einbezogen wurden. Prüfungsvorbereitend betreibt der Kandidat seit einigen Monaten einen Blog, der sich mit der Prüfungsthematik auf praktische Weise auseinander setzt (URL: https://bremerstudiblog.wordpress.com/).

Eingangs wurde von Herrn Schönbohm auf Nachfrage die sich rasant entwickelnde Wachstumsrate der Verbreitung und Nutzung von Web 2.0-Elementen erläutert. Der Kandidat bezog sich dabei auf aktuelle empirische Erhebungen der Community. Seine erste These (siehe Anlage) bezieht sich auf die steigende Verbreitung, aus der er den Schluss zieht, dass Web 2.0-Elemente auch in der beruflichen Bildung thematisiert werden sollten. Besonders herausgestellt wird vom Kandidaten, dass Web 2.0-Tools Kommunikationswerkzeuge darstellen, die Bildungsprozesse initiieren und begleiten können. Das Verbreitungsfeld in Unternehmen und bei Bildungsträgern wachse stätig, sodass auch die mittlere Qualifikationsebene der (angehenden) Fachkräfte damit konfrontiert sei. Zur Positionierung am Arbeitsmarkt werde es künftig zunehmend wichtiger durch Aktivitäten im Netz eine „Visitenkarte“ zu bieten, auf die Personalverantwortliche bei Bewerbungen Einsicht nehmen. Aktive Nutzungen von Web 2.0-Elementen könnten hier dokumentieren, dass selbstständiges Lernen und moderne Kommunikationsformen vertraute Bereiche bilden.

In der zweiten These untermauert der Kandidat, dass sich Kompetenzen mit Web 2.0-Elementen hervorragend entwickeln lassen. Auf Nachfrage benennt Herr Schönbohm vorrangig soziale kommunikative Kompetenzen. Um sich mit anderen Web 2.0-Akteuren auseinander setzen zu können und Diskussionen zu führen, ist die Entwicklung sozial-kommunikativer Kompetenzen unabdingbar. Im Web 2.0 wird eine beidseitige Kommunikation betrieben, der Akteur sei folglich gleichzeitig Sender und Empfänger mit weltweitem Aktionsraum. Mit Bezug auf aktuelle Quellen (angeführt sei hier Erpenbeck/Sauter: Kompetenzentwicklung im Netz, 2007) verdeutlicht der Kandidat, dass die verschiedenen Web 2.0-Werkzeuge höchst unterschiedliche Potenziale besitzen. Hier werden vier Kompetenzfacetten unterschieden (fachlich-methodische, sozial-kommunikative, aktivitätsbezogene und personale Kompetenzen). Dem Instrument des Blog werden von den Autoren Potenziale zur Entwicklung aller vier Kompetenzfacetten zugeschrieben. Diese Sicht wird vom Kandidaten, basierend auf eigenen praktischen Erfahrungen, ausdrücklich geteilt.

Dem Einwand, dass sich die Web 2.0-Gemeinde aus pädagogischer Sicht viel zu wenig mit den Lernzielen und den Lerngegenständen auseinander setzt und sich statt dessen allein auf die Methode konzentriere, begegnete Herr Schönbohm mit dem Aufzeigen der Möglichkeiten der Web 2.0-Tools. Hier wurde sehr deutlich, dass oftmals von Web 2.0-Insidern die Ausgangsfrage nach den Lernzielen kaum noch gestellt wird. Was gelernt werden soll, scheint von Transferüberlegungen derart überlagert zu werden, dass gehofft wird, dieses Defizit ließe sich schon durch die ausgefeilten Vermittlungsmethoden kompensieren.

Die dritte These des Kandidaten betrifft die Lernortkooperation im dualen System beruflicher Bildung und ihre Kommunikationswege mit Hilfe von Web 2.0-Elementen. Hier sieht Thorsten Schönbohm vor allem die Akteure an Berufsbildenden Schulen als Problem. Viele Lehrkräfte stehen seinem Eindruck nach den Web 2.0-Technologien noch recht distanziert oder uninformiert gegenüber. Die Kommunikation per E-mail, sei in einigen Kollegien noch immer eine Pionierleistung. In Unternehmen sei die Verbreitung von Web 2.0-Elementen meist etablierter. Auszubildende der Firma FESTO betrieben beispielsweise einen vom Unternehmen initiierten Azubi-Blog in dem über ihren beruflichen Alltag berichtet wird. Insgesamt ist der Kandidat der begründeten Auffassung, dass sich Web 2.0 auch im Bereich der Beruflichen Bildung etablieren wird. Dies sei allerdings kein Selbstläufer, sondern bedarf gezielter Unterstützung.

Die Leistungen, die Herr Schönbohm im Prüfungsgespräch erbrachte, waren solide und kenntnisreich. Seine Argumentationsstränge wurden in der Regel durch aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen untermauert, die der Kandidat gründlich studiert hatte. Die von ihm formulierten Thesen belegen, dass Herr Schönbohm eigene Positionierungen entwickeln und wie die Prüfung zeigte, auch begründen kann. Kritisch anzumerken bleibt allein, dass der Blick zu sehr auf methodischen Chancen des Web 2.0 gerichtet wurde und grundlegende pädagogische Fragen, wie die nach den Lernzielen vernachlässigt wurden.

Zusammenfassend bewerte ich die in der mündlichen Prüfung von Thorsten Schönbohm gebotenen Leistungen mit gut (Note: 2).

Anhang:

Thesen von Thorsten Schönbohm zum Einsatz von Web 2.0 -Instrumenten in der beruflichen Bildung:

  1. Durch die steigende Bedeutung des Web 2.0 sollte das Thema auch in der beruflichen Bildung thematisiert werden!
  2. Kompetenzen lassen sich hervorragend mit Web 2.0-Tools entwickeln!
  3. Mit Hilfe von Weblogs kann die Kommunikation zwischen Auszubildenden, den Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule (im dualen Bildungssystem) mit wenig Aufwand realisiert werden.

Aus Erfahrung wird man klug:

Natürlich muss generell beachtet werden, dass keine Methode, sei sie noch so gut, intrinsische Motivation ersetzen kann. Im Führungsseminaren und im NLP spricht man von Firmen-Visionen die deckungsgleich mit den persönlichen Visionen sein sollen. Ist dies nicht der Fall gibt es auf Dauer keine intrinsische Motivation.

Fazit:

In Zukunft muss ich darauf achten Schülerinteressen mit einzubeziehen. Und für mein persönlichen Lehrplan heißt das, das ich mich mit Motivation genauer beschäftigen werde und welche Möglichkeiten es gibt Schülerinteressen besser mit einzubeziehen.

Why do I blog this?: Herr Haasler, sie hatten recht! Ich werde es bloggen! 😉

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