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Authentizität im Web 2.0

Ein Artikel „Lob der Entfremdung“ von Michael Großheim im „der blauen reiter“ hat mich zum Nachdenken angeregt. Es geht um nichts anderes als um dieder blaue reiter eigene Authentizität. Und wie ich meine wird jeder, der im Internet unterwegs ist, sich früher oder später darüber Gedanken machen müssen wie er sich im Internet präsentieren möchte. Es ist doch eine andere Nummer vor seinem Bekanntenkreis zu sagen was man denkt oder vor der „Kamera“ steht und sich der ganzen Nation preisgibt. Das Web sieht es und das Web behält es! Umso interessanter ist es, dass sich bereits frühere Philosophen wie Jean-Jacques Rousseau ( 1712-1778 ) sich mit dem Thema Authentizität beschäftigt haben.

Menschen die in Web 2.0 Anwendungen Beiträge und Kommentare veröffentlichen erinnern mich manchmal an Autofahrer. Erlaubt man sich einen Fahrfehler, wird gleich geschimpft, „freundlich“ mit der Faust gewunken und die Schimpfwörter hört man zum Glück nicht. Würden sich die betroffenen Personen auch von Angesicht zu Angesicht so anpöbeln? Vor allem dann, wenn vor einem ein richtiger „Hirsch“ steht? – Kaum! Da bleibt man doch lieber, so weit es geht, höflich.

Aber wie verhalte ich mich nun im Netz? Halte ich es wie J.-J. Rousseau, der es lieber offen hätte: „Wie angenehm lebe es sich unter uns, wenn die äußere Haltung stets das Abbild der Herzensneigung wäre…“ Rousseau, Jean-Jacques: Über die Kunst und Wissenschaft (1750) In: Rousseau, J.-J.: Schriften zur Kulturkritik, Kurt Weigand. Hamburg 1995, S. 1-59.
Oder eher wie Helmuth Plessner (1892-1985), „...dem es eher um die Sicherheit vor der eigenen Beschämung, vor der Verletzung durch den Anderen, und diese Sicherheit verschafft nun gerade die Maske oder Rolle, die zwischen den Menschen steht und für die nötige Distanz sorgt.“ Michael Großheim, Lob der Entfremdung In: der blaue reiter.

Mein Fazit! Ich glaube ich verbinde beide Aussagen der Philosophen: Im Netz darf und sollte man ehrlich seine Meinung äußern dürfen, aber bitte mit Respekt und Höflichkeit!

Why do I blog this?: Im Internet stolpere ich immer wieder über Artikel, die mehr als provokant sind, ja es geht teilweise darum jemanden mit einer Pumpgun umzulegen. (Ich verzichte an dieser Stelle bewusst auf weiterführende Links!) Ich frage mich, muss das sein? Der andere Grund ist: wie will ich selber erscheinen? Lege ich mir einen Avatar zum, um dann jemand darzustellen, der ich sein möchte aber nicht bin? Diese Überlegungen führen auch dazu sich an die eigene Nase zu fassen, um zu fragen: wer bin ich, was will ich und wie möchte ich wahrgenommen werden.

Sicherlich eine sehr interessante Frage auch für Politiker, die nach und nach das Medium Web 2.0 für sich entdecken. Da würde ich mir mehr Authentizität mit Respekt wünschen.

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